„Wo Liebe, wo Mitgefühl sich regen im Leben, vernimmt man den Zauberhauch des die Sinneswelt durchdringenden Geistes.“
RUDOLF STEINER
„Wo Liebe, wo Mitgefühl sich regen im Leben, vernimmt man den Zauberhauch des die Sinneswelt durchdringenden Geistes.“
RUDOLF STEINER
UNSER LEITBILD
Die anthroposophische Pflege im Hospiz
Die anthroposophisch erweiterte Pflege geht von einem Menschenbild aus, das neben dem körperlichen Sein des Menschen ein lebendiges, ein seelisches und ein geistiges Sein umfasst. Leitgedanke ist es, den Menschen als ein sich ständig entwickelndes Wesen zu verstehen und therapeutische Maßnahmen auch unter diesem Aspekt anzuwenden.
Hilfe und Stütze für die Schwerstkranken und Sterbenden
Im Umgang mit dem schwerstkranken und sterbenden Menschen spielt unsere persönliche und fachliche Kompetenz eine wesentliche Rolle. Indem wir uns ständig um unsere eigene Entwicklung bemühen, können wir den Schwerstkranken und Sterbenden Hilfe und Stütze sein. Die Schaffung einer mitmenschlichen Atmosphäre, die von Nächstenliebe, Interesse und Respekt getragen wird, ist die Grundlage einer gelingenden Begleitung und Betreuung des Erkrankten sowie ihrer Angehörigen.
Eine so verstandene Pflege begreifen wir als Kulturaufgabe. Nur ein würdevoller Umgang mit unseren Schwerstkranken, den Sterbenden und den Verstorbenen ist menschengemäß.
Unterschiedliche Berufsgruppen dienen dem Wohle des erkrankten Menschen
Der Legende nach trug Christophorus alleine die ganze Welt auf seinen Schultern. Wir hingegen können nur gemeinsam die uns anvertrauten Menschen angemessen begleiten. Im Gemeinschaftshospiz Christophorus ergänzen sich die Fähigkeiten der einzelnen Mitarbeiter:innen der unterschiedlichen Berufsgruppen, um dem Wohle des erkrankten Menschen zu dienen. Die Zusammenarbeit zwischen ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter:innen und die Einbindung der Angehörigen in die Betreuung ist ein tragendes Element.
So wird der oder die Einzelne durch die gesamte Mitarbeiterschaft in der Entwicklung gefördert und impulsiert selbst wiederum die Teamentwicklung.
Positionspapier Leitungskreis Gemeinschaftshospiz Christophorus:
Zum Assistierten Suizid unter der Maßgabe der Nichtigkeitserklärung des §217 StGB durch das Bundesverfassungsgericht am 26.02.2020
Aus Sicht des Leitungskreises des Gemeinschaftshospiz Christophorus ist es nicht vorstellbar Menschen im Gemeinschaftshospiz stationär aufzunehmen, die bereits vor der Aufnahme kundtun, dass sie von uns erwarten in ihrem Verlangen nach vorzeitiger Lebensbeendigung unterstützt zu werden.
Wird dieses Verlangen erst während des Aufenthaltes bei uns geäußert und ist trotz intensivster Hilfsbemühungen und -angeboten unabänderlich, so ist zu erwägen auf eine Entlassung hinzuarbeiten. Auf alle Fälle stellt ein solches Verlangen eine kritische Situation für die gesamte Einrichtung dar. Es sind dann kurzfristig Absprachen mit dem betreuenden Arzt, dem Leitungskreis, dem Patienten und seinen Zugehörigen sowie den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zu treffen, wie zu verfahren ist.
Menschen, die während ihres Aufenthaltes im Hospiz durch Abgründe tiefster Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit gehen, werden selbstverständlich nicht allein gelassen, sondern von uns nach all unseren Kräften und Möglichkeiten unterstützt bei der Überwindung dieser existentiellen Krise. Dieses geschieht mit dem Ziel den Schwerstkranken zu befähigen, seinen Lebensweg bis zum Ende zu gehen und ihn nicht abrupt unterbrechen zu wollen. Hierbei werden wir die drei entscheidenden Dimensionen im Umkreis des assistierten Suizids beachten: den Sinnverlust, die häufig bisher als mangelhaft empfundene seelische Begleitung mit dem Gefühl, anderen Menschen zur Last zu fallen und die Angst vor nicht zu ertragenden Krankheitsfolgen bzw. die exzellente Behandlung bestehender somatischer Symptome.
In diesem Sinne entspricht die Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft Palliativmedizin der Medizinischen Sektion am Goetheanum vollständig der Haltung des Leitungskreises des Gemeinschaftshospiz Christophorus:
[…] Hinter jedem Todeswunsch und jeder Suizidabsicht steht eine Not. Diese zu erkennen, ist Aufgabe einer differenzierten Begutachtung und qualifizierten Beratung. Folgt der Suizidwunsch einer hintergründigen Not, so handelt es sich nicht um eine freie, autonomiegelenkte Entschlussbildung, sondern um eine notgetriebene Handlungsabsicht. Entscheidend ist dabei, ob es gelingt, diese Not zu erkennen und Abhilfe zu schaffen – dann können sich neue Lebensperspektiven durch eine vertrauensvolle und kompetente Begleitung eröffnen.
Autonomie und Menschenbild
Autonome Entscheidungen brauchen eine ausreichende Urteilskompetenz. Im Falle des Sterbewunsches umfasst diese nicht nur Einschätzungen der Lebens- und Leidenssituation und des sozialen Umfeldes, sondern ebenso spirituelle Sichtweisen, Wertevorstellungen und religiöse Überzeugungen. Spirituelle Erfahrungen sind zwar in der palliativen Erkrankungsphase häufig, werden aber nicht oft thematisiert, weil sie den Rahmen der medizinischen Versorgung sprengen. […] Die leibliche Endlichkeit bedeutet im Erleben zahlreicher Menschen nicht das Ende der seelischen und geistigen Existenz: Das vor dem Todesaugenblick Liegende ist sichtbar, das hinter dieser Schwelle Befindliche demgegenüber verhüllt. Entsprechend reichen kulturelle und philosophische Überzeugungen von der nihilistischen Endlichkeit bis zu großen Perspektiven der Nachtodlichkeit und des Wiederkommens (Reinkarnation). In der palliativen Erkrankungsphase entstehen oftmals unerwartete Kräfte der Krankheitsbewältigung und des inneren Wachstums, die zu neuen Lebensüberzeugungen führen können und den Sterbewunsch in eine neue Dankbarkeit, noch leben zu dürfen, transformieren.
Sterbewunsch und Lebenssinn
Eine kompetente Entscheidung umfasst die Kenntnis der palliativmedizinischen Behandlung, die Einbeziehung des Menschenumkreises und die Thematisierung spiritueller Perspektiven (spiritual care). Durch fachkundige Beratung, Entwicklung und Förderung menschlicher Beziehungen sowie palliativmedizinische Begleitung verliert der Sterbewunsch meistens seine Dringlichkeit. Ärzte, Pflegende und Therapeuten der Anthroposophischen Therapierichtung und Medizin fühlen sich einer integrativ orientierten Palliativmedizin verpflichtet, die den Patienten in seinem leiblichen, seelischen und geistigen Wesen erfasst und begleitet. Dazu braucht es fachkundige Unterstützung im Kontext der oftmals belasteten sozialen Beziehungen des sterbewilligen Patienten. Diesem werden wir nicht durch den assistierten Suizid im Sinne des »tödlichen Mitleids« (Klaus Dörner) gerecht, sondern durch praktizierte Menschlichkeit. Auch schwierige Erkrankungssituationen sind durch geeignete therapeutische Intervention meist ausreichend beeinflussbar.
Menschliches Sterben kennt Entwicklung, inneres Wachstum (posttraumatic growth), fördert unerwartete Kräfte in der Situations- bzw. Krankheitsverarbeitung und verstärkt Resilienz gegenüber Optionen suizidaler Terminierung.
[…] weder der assistierte Suizid noch die aktive Sterbehilfe [sind] als »Selbstentwertung gebrechlichen Lebens« (Giovanni Maio) eine Aufgabe therapeutischer Berufe und eine »Leistung« palliativer oder hospizlicher Betreuung. Zum Heilen bestimmte Hände sollten nicht töten oder die Selbsttötung Anderer durch Beihilfe unterstützen.
Auszug aus: Assistierter Suizid und aktive Sterbehilfe : Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft Palliativmedizin der Medizinischen Sektion am Goetheanum, https://www.anthromedics.org/PRA-0981-DE , letzter Zugriff am 28.11.2021
Der Leitungskreis des Gemeinschaftshospizes Christophorus am 20.03.2022
ANTHROPOSOPHIE
Anthroposophisch erweiterte Pflege
Die anthroposophisch erweiterte Pflege geht von einem Menschenbild aus, das neben dem körperlichen ein lebendiges, seelisches und geistiges Sein des Menschen umfasst.
Leitgedanke ist es, den Menschen als ein sich ständig entwickelndes Wesen zu verstehen und therapeutische Maßnahmen unter diesem Aspekt anzuwenden.
Fachliche Kompetenz und würdevoller Umgang
Eine wesentliche Rolle im Umgang mit schwerstkranken und sterbenden Menschen spielt unsere persönliche und fachliche Kompetenz, wobei wir uns ständig um unsere eigene Entwicklung bemühen. Die Grundlage einer gelingenden Begleitung und Betreuung der Erkrankten und deren Zugehörigen ist die Schaffung einer von Nächstenliebe, Respekt und Interesse getragenen zwischenmenschlichen Atmosphäre und Begegnung.
Eine so verstandene Pflege begreifen wir als Kulturaufgabe, nur ein würdevoller Umgang mit Schwerstkranken, Sterbenden und Verstorbenen ist menschengemäß.
Anthroposophische Anwendungen
Die anthroposophische Pflege ist in ihrem Tun geprägt von Anwendungen wie Rhythmische Einreibungen, Einreibungen in Form von Wickeln, Auflagen und Fuß- sowie Öldispersionsbädern. Für die Öldispersionsbäder werden wohlriechende Substanzen in Form von Ölen, Salben, Essenzen und Teeaufgüssen verwendet.
Anthroposophische Arzneimittel
Nach Anordnung des behandelnden Arztes verabreichen wir auch anthroposophische Arzneimittel. Dadurch ist es uns selbstverständlich möglich, eine begonnene Misteltherapie fortzusetzen oder, falls medizinisch indiziert, hier zu beginnen.
Die anthroposophische Pflege arbeitet nach dem Modell der Pflegegesten, entwickelt von Rolf Heine.
Musik- und Gesprächstherapie
Das Gemeinschaftshospiz Christophorus bietet seinen Patient:innen ein umfassendes musik- und gesprächstherapeutisches Konzept. Hinzu kommt die Möglichkeit einer integrierten psychotherapeutischen Begleitung. Dieser ganzheitliche Ansatz des Hospizes beruht auf dem anthroposophischen Menschenbild.
Therapie zur Verbesserung der Lebensqualität
Ziel der therapeutischen Arbeit ist – unter Einbeziehung der An-/Zugehörigen – die Verbesserung der Lebensqualität der Patient:innen. Sie werden auf ihrem letzten Lebensweg begleitet und unterstützt, indem die Symptome ihrer lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Angst, Schmerz, Wut oder Zweifel, durch Musik und Gespräche gelindert werden können.
Während andere Therapieformen eine aktive Mitarbeit des/der Patient:innen erfordern, bietet die Musiktherapie das Potenzial auch demenziell erkrankte oder somnolente Patient:innen zu erreichen. Instrumentalmusik und Singstimmen sind Medien, die in einer akuten Situation Trost spenden und dem Bedürfnis nach Sinnhaftigkeit und Spiritualität Raum geben können. Durch Lieder und Klänge können Kraft und Freude erlebt und in Gesprächen reflektiert werden.
Individuell ausgerichtete Therapieangebote
Der Therapiebedarf wird in einem Erstgespräch ermittelt. Die Patient:innen können ihre Wünsche äußern, so dass sie aktiv in die Bestimmung der Therapieziele miteinbezogen werden. Durch die kontinuierliche Auswertung der Therapieziele können die Therapien an den Gesundheitszustand der Patient:innen jederzeit individuell angepasst werden.
Therapieplan
All diese Therapieangebote finden in Absprache im Patient:innenzimmer oder im Musiktherapieraum statt. Der individuelle Therapieplan hängt immer gut sichtbar an der Innentür des Patient:innenzimmers.
Gesprächstherapie für Betroffene
Für An-/Zugehörige sind ebenfalls Gespräche möglich, um sie in dieser besonderen Lebenskrise zu begleiten und ihre Selbstfürsorge zu aktivieren.

Die Rhythmische Massage
Die Rhythmische Massage nach Dr. Ita Wegman (1876-1943) und Margarethe Hauschka (1896-1980) ist eine der anthroposophischen Therapien, die auf Anregungen von Rudolf Steiner entwickelt wurden.
Die Grundformen sind von der klassischen Massage nach Per Henrik Ling (1776-1839) abgeleitet.
Per Hendrik Ling sah drei verschiedene Qualitäten in der Massage
- Die mechanische Wirkung auf den physischen Leib (z.B. bei Frakturen, Zerrungen).
- Die chemisch-biologische Wirkung, indem Stockungen und Stauungen wieder zum Fließen gebracht werden. 60 bis 80 Prozent des Körpers bestehen aus Wasser. Das Flüssige ist Träger des Lebendigen.
- Die Wirkung der dynamischen Griffqualität auf den seelischen Anteil von Verspannung und Verhärtung.
Ita Wegman entwickelte ab 1921 die Massage weiter in eine Technik, die sich mit den Kräften des Lebendigen im Menschen und des Kosmos verbindet.
Die Formen, die Anwendung finden, sind den Bewegungen des Sternenhimmels nachempfunden. Die beiden Räume, die eine Lemniskate umschließt, repräsentieren den ätherischen Sonnenraum mit ausstrahlenden Kräften und den Erdenraum mit einstrahlenden Kräften.
Hände werden Vermittler
Bei allen Griffen kommt es zu einem Wechsel von Verdichten und Lösen. Die Hände der Behandler:innen werden Vermittler zwischen den Kräften der kosmischen Urbilder und der Wirkung im irdischen Leib. So kann sich im Organismus die Erneuerungskraft als Heilungsimpuls entfalten; das heißt, Selbstheilungskräfte werden angeregt.
Die Behandlung dauert ca. 30 Minuten. Eine Nachruhezeit von ebenfalls 30 Minuten ist als Nachklang erforderlich. Erst im Nachklang können die Anregungen eigenständig verarbeitet werden.